…DREI…ZWEI…EINS…GRÜN…
Heute lasse ich euch mal an jeder Kleinigkeit meiner Gedanken teilhaben… Zwei Tage quer durchs Land lassen ausreichend Zeit zum Denken & Schreiben zu…
Wie ein richtiger Low Budget Backpacker verzichte ich auf den Luxus im Flieger. Meine erste Wahl ohne überhaupt abzuwägen ist natürlich der Bus *Räusper* *Räusper*…. Doch Halt! Stop! Von der Insel (Koh Tao) geht’s natürlich erst mal mit dem Schiff auf’s Festland. In Chumpon angekommen, springe ich in den nächsten „Flixbus“. Das erste Mal kein Minibus, sondern ein richtiger Luxusschlitten – eben so wie ein Flixbus, nur ohne Steckdosen, WLAN, Klopapier auf dem Klo, ein paar Jahre mehr auf dem Buckel, entsprechende Abnutzungserscheinungen und einer eisgekühlten Klimaanlage statt Heizung. Was sind schon neun Stunden?! Im Bus sitzen zu 99 % Touristen, neben mir sitzt gefühlt der einzige Thai. Immer noch müde und von den ausschweifenden Gesprächen mit meinem Sitznachbarn (Nicht!) ganz trockenen Mund, steige ich in der Khao San Road in Bangkok aus dem Bus. Bei meinem letzten Haupstadt-Besuch habe ich auf den Besuch der Partystraße bei Nacht verzichtet – dieses Mal muss ich mittendurch statt nur vorbei! Es gleicht ein bisschen der Partymeile in Koh Phi Phi, nur fünf Mal so groß und ohne die Spielchen und ohne Strand-Flair. Ein kleiner Kulturschock in meiner aktuellen Verfassung. Ich checke in meinem Hostel ein, buche noch schnell die Weiterfahrt für morgen und gehe zu Bett.
Am nächsten Morgen stehe ich frohen Mutes auf und gehe meiner Morgentoilette nach, um festzustellen, dass das Wasser im ganzen Haus ausgefallen ist – na toll! Überall gibts Reserve-Kübel, nur Bangkok ist für solche Fälle scheinbar nicht vorbereitet. Eine kleine Wasserflasche habe ich noch, sodass ich mir zumindest die Zähne putzen kann. Das Internet scheint auch auf Sparflamme, sodass ich kein Hostel für Chiang Mai reservieren kann. Naja, mach ich mich eben vor Ort auf die Suche…
Die Khao San Road sieht halb neun Uhr morgens aus wie ausgestorben. Nach der akademischen viertel Stunde bringt mich ein Taxi zur Big Busstation. Der Taxifahrer drückt mir ein Ticket in die Hand, zeigt mir den Weg in den Busbahnhof, sagt „Tutituu“ und verabschiedet sich. Wisst ihr, was er meint?! Zugegeben, ich brauche kurz, eh ich schnalle, dass er „twentytwo“, also die Haltestelle mit der Nr. 22 meint… 😂 Thai-Englisch ist schon echt süß…
Nr. 22 gefunden stolziere ich zielstrebig zum Busfahrer, der sich gerade mehr für das Gepäck als für mich interessiert. Durch die Fensterscheiben gelunscht, entdecke ich hier nur Einheimische… Ist das der richtige Bus? Der Busfahrer spricht kein Englisch, bis ich Chiang Mai sage. Darauf hin beachtet er mich kurz und nimmt mein Gepäck. Ich steige in den Bus und bin ein wenig überrascht. Bin ich die Einzige Ausländerin? Ich setze mich hinter einen Mönch, der es sich in der ersten Reihe ganz oben im Doppeldecker-Bus gemütlich gemacht hat. Ich habe gehört, dass Frauen Mönche nicht anfassen dürfen… tzzz…. ich schau an mir herunter und ärgere mich prompt, dass ich nicht die lange Hose angezogen habe – aber wenigstens meine Schultern sind bedeckt, dann ist’s nicht ganz so respektlos den Buddhisten gegenüber…. Ich fühle mich trotzdem unwohl… Ich konnte ja auch nicht ahnen, dass hier keine Touris mitfahren. Wobei, drei Personen finde ich dann doch noch.
Darunter ein Israeli, der gefühlt schon die ganze Welt gesehen hat und natürlich… was sonst…. zwei Deutsche! Wahnsinn… die sind echt überall! In der Mittagspause quatschen wir ein wenig – ich setze mich zu den Dreien, ich wollte schließlich nicht die Thais verschrecken… Das Pärchen kommt aus Münster, reist seit Mai letzten Jahres durch die Gegend, hat noch ein Jahr vor sich und will nicht nach Chiang Mai, sondern steigt schon vorher aus um nach Myanmar weiter zu reisen. Beim Bestellen vergesse ich mal wieder zu fragen, ob es „spicy“ ist… mittlerweile gewöhnt sich mein Gaumen schon an das „a little bit spicy“ – was so viel bedeutet wie: Nicht scharf für Thais und sehr scharf/ grenzwertig für warmduschende Touristen wie mich…
Nach der halbstündigen Mittagspause (was übrigens die einzige Pause ist) nehme ich wieder neben meinem Sitznachbarn Platz, der die ganze Fahrt über weder etwas trinkt noch isst, sich kaum einen Zentimeter mit seiner Tasche auf dem Schoß bewegt – lediglich ab und zu kaum merklich telefoniert. Da fällt mir ein, dass die Thais sich in 12 Stunden nicht ein bisschen die Beine vertreten wollen und so still an einem Fleck sitzen können, weil sie vielleicht alle der Meditation mächtig sind. Da lernt man doch sowas? Still sitzen und ruhig verweilen… Eat.Pray.Love. nur ohne Eat und ohne Love…
Vielleicht sind auch alle so entspannt, weil sie wissen, was auf sie zukommt. Wie die Autofahrer vor einer Ampel. Hier zählt nämlich ein Countdown die Sekunden herunter bis grün ist und anschließend wie lange noch grün ist. Eine super Erfindung! Ok, wenn es von 200 runter zählt, dann will ich es vielleicht eher nicht wissen, wie lange noch rot ist…
Ach keine Ahnung, wahrscheinlich geht nur meine Fantasie mit mir durch. Zwei Tage unter Batteriesparmodus, ohne Internet, wenig Wasser und auf einer Stelle über Stunden in Stille verharren, macht wirre Gedanken…
In Chiang Mai muss ich mich gleich mal um ein Meditationsseminar erkundigen. Das hilft mir sicher für das Reisen auf Reisen….
P.S.: Noch eine Beobachtung am Rande: Im späteren Verlauf der Fahrt steigen die Einen aus, die anderen ein. Darunter auch eine Gruppe junger Soldaten. (Was mich an Israel und die Busfahrt von TEL Aviv nach Jerusalem erinnert – nur dass diese hier alle männlich sind und keine Maschinengewehre dabei haben) Ein recht aufgeweckter Träger des Royal Thai Army Aufnähers sitzt schräg vor mir, was mir den perfekten Blick auf sein Handydisplay gewährt. Von Ballerspielen (Haben die nicht schon genug?! – die Jugend von heute ;)) über einen stark weiblich beeinflussten Facebook Newsstream, der bei freizügigen Bildern auch mal näher ins Visier genommen wird, schreibt er ausgiebig mit seiner Freundin, die mit Smileys und Herzchen überschüttet wird – ich vermutet zumindest, dass es immer die Gleiche ist 😜 Ganz normale Jugend eben, wie bei uns auch… um darauf zurück zu kommen, was ich mit meinen Ausschweifungen herauszufinden versuche…